Veröffentlicht am 25. September 2021

Mantra und Meditation: Singen für innere Ruhe

Klangschale wird mit Stößel angeschlagen. Symbolbild für den Klang.

Musik berührt das Herz. Wir alle kennen den unbeschreiblichen Zauber, den Musik und Klang auslösen. Musik kann uns zu Tränen rühren, Liebeskummer mindern oder verstärken, die Laune anheben, Erinnerungen lebendig werden lassen, uns zum Tanzen bringen und vieles mehr. Musik und Klang wirkt über Kulturen und Religionen hinweg. Auch wenn es unterschiedliche Vorlieben gibt, so vereint das Erleben von Musik und Klang uns Menschen auf universaler Ebene. So ist es nicht verwunderlich, dass Musik und Klang auch schon seit langer Zeit von den Menschen genutzt wird, um universelle, absolute Zustände zu erreichen: Den Zustand von Meditation. Dabei sind Klang und Stille keine Gegensätze, sondern bedingen einander. Nach dem Singen kommt die innere Ruhe. Diese kann nach dem Singen meist noch intensiver und schöner erfahren werden.

Was ist ein Mantra 

Ich möchte hier die Definition von Wikipedia zitieren, die kompakt das Wichtigste zusammenfasst: 

Mantra bezeichnet eine heilige Silbe, ein heiliges Wort oder einen heiligen Vers. (..) Mantren können entweder sprechend, flüsternd, singend oder in Gedanken rezitiert werden. (..) Im Hinduismus, im Buddhismus und im Yoga ist das Rezitieren von Mantren während der Meditation sowie im Gebet üblich. (..) Das Sanskritwort mantram vereint im etymologischen Sinne die beiden Wortwurzeln manas (Geist) und tram (Schutz, schützen bzw. Instrument).

Es gibt unzählige Mantren, die sich je nach Tradition unterscheiden. Ich werde mich im Laufe des Artikels auf Mantren aus der Yoga-Philosophie und dem damit nahestehenden Hinduismus beziehen, da ich hier die meisten Erfahrungen gemacht habe. Buddhistische Mantren kenne ich nur wenige. Die in der Meditation verwendeten Mantren, die ich verwende oder anleite sind in Sanskrit, also der alt-indischen Sprache, verfasst. Sie beziehen sich auf Gottheiten wie Shiva, Krishna oder Ganesha sowie auf universelle Prinzipien von Licht, Segen und Heilung. 

Das Ur-Mantra Om  

Das einfachste und bekannteste Mantra ist das Om. Auf Sanskrit ॐ. Die meisten anderen Mantren enthalten an der ein oder anderen Stelle das Om. Traditionell heißt es, dass dieser Ur-Klang alle anderen Klänge enthält. Der Klang setzt sich aus den drei Ur-Lauten A-U-M zusammen, die das ganze Universum enthalten: 

A – Der Anfang
U – Das Beständige
M – Das Vergehende

Wie wirken Mantra-Klänge

Ich habe in den letzten 20 Jahren meiner Reise mit Yoga und Meditation die unterschiedlichsten Mantren kennengelernt und “ausprobiert” (mehr dazu unten). Immer wieder bin ich erstaunt, wie einfach und direkt Mantren wirken. Mantra Singen oder auch nur das Zuhören bringt mich in unruhigen Phasen immer wieder schnell ins Gleichgewicht. Wenn ich gerade keine Lust oder Energie für meine tägliche Meditation aufbringen kann, greife ich zu einem Audio zurück und höre einfach 10-20 Minuten einer Mantra-Wiederholung zu. Mit dem geringstmöglichen Aufwand habe ich damit in den meisten Fällen in kurzer Zeit wieder meine Balance zurück.

Die Wirkung eines Mantras ist auf verschiedenen Ebenen spürbar und somit direkt erfahrbar. Das lässt sich nicht theoretisch erfassen, sondern du musst es ausprobieren. Wenn du mit einem Mantra meditierst, es also sprichst, flüsterst oder singst, wirst du wahrscheinlich folgende Wirkungen feststellen können: 

Körperliche Wirkungen

Je lauter und kräftiger du singst oder sprichst, um so mehr wird dein Körper in diese Technik mit einbezogen. Durch das stetige Wiederholung des immergleichen Verses im selben Rhythmus, wird auch dein Atem regelmäßig. Mantra Singen ist immer auch eine Atemübung. Durch das Singen wird dein Herzschlag erhöht, die Durchblutung steigt, du trainierst deine Stimme. Du fühlst dich je nach Mantra wach, freudig, entspannt, euphorisch oder konzentriert. 

Geistige Wirkungen

Durch die stetige Wiederholung eines Satzes in einer dir fremden Sprache, werden (mit etwas Übung) deine eigenen Gedanken immer ruhiger. Gerade wenn du erst mit Meditation angefangen hast, weißt du, wie viele Gedanken und Bilder in der Meditation bei dir anklopfen. Wenn du mit einem Mantra meditierst, kannst du deinen Geist auf diese Worte lenken und so die Gedanken einfangen. Das funktioniert immer leichter, je länger du mit dieser Technik und dem immer gleichen Mantra übst. 

Seelische Wirkungen

Ich meine mit der seelischen Wirkung im Zusammenhang mit der Meditation eine tiefe, unbeschreiblichen anlasslose Freude. Es gibt in der Meditation diese (meist eher kurzen) Momente von grundloser Freude, Bliss, Glückseligkeit. Oder auf Sanskrit: Ananda. Du kennst diesen Zustand ganz bestimmt. Eine überwältigende  Wiedersehensfreude, einer großen Erleichterung nach einem Schreck, den Glücksmoment einer tollen Überraschung. Oder den Moment auf dem Konzert deiner Lieblingsband, bei dem du lauthals mitsingst und einfach unbeschreiblich glücklich bist. Genau diesen Zustand von Ananda kannst du auch mit Meditation erfahren. 

So kannst du Mantra-Klänge für die Meditation nutzen

Nach so vielen Worten möchte ich dir jetzt konkret vorschlagen, wie du heute noch anfangen kannst die Magie der Mantras kennenzulernen. In einem anderen Artikel habe ich beschrieben, wie du zuerst eine Gewohnheit für eine tägliche Meditation entwickelst. Das Üben mit einem Mantra ist eine Technik, die du verwenden kannst. Egal, ob du gerade erst anfängst oder ob du schon länger Meditation übst. Ich ermuntere dich, verschiedene Mantras ausprobieren und zu spüren, was dir besonders gefällt und gut für dich funktioniert. 

Zuhören

Zu Beginn ist es meist einfacher erst einmal nur zuzuhören. Je öfter du ein Mantra gehört hast, umso leichter fällt dir auch das Mitsprechen oder Singen. Ich nutze das stille Zuhören auch häufig, wenn ich keine Energie für meine eigentliche Praxis habe. Du kannst einfach nur im Bett liegen und zuhören. Ich habe dir hier eine Auswahl von Mantras auf Youtube zusammengestellt, die ich persönlich alle wunderschön finde und unzählige Male gehört habe. Zu ganz unterschiedlichen Stimmungen und zu verschiedenen Anlässen: 

  • Sat Kartar Mantra aus dem Kundalini Yoga für Herzöffnung
  • Gayatri Mantra in der Version von Deva Premal für die Bitte für Licht/Erleuchtung
  • Ganesha Mantra für das Überwinden von Hindernissen und Lösen von Problemen
  • Saraswati Mantra für die Unterstützung beim Lernen und Wachsen
  • Maha Mantra (Großes Mantra) für Heilung, gute Wünsche und universellen Segen

Die Textzeilen sind hier manchmal etwas länger als bei kürzeren Mantras für die tägliche Meditation. Hier ist das Zuhören einfacher und kann dich gerade bei längerem Zuhören wunderbar berühren. 

Mitsingen

Singen, Sprechen, Flüstern. Das eigene Formen der Mantra-Silben (egal ob laut oder leise) wirkt noch einmal ganz anders auf unseren Geist, als das bloße Zuhören. Ich sage nicht, dass die eine Methode besser ist als die andere. Es ist eine unterschiedliche Herangehensweise und beides hat seine Berechtigung. Es gibt viele Mantras, die du für die Meditation verwenden kannst. Hier eine kleine Auswahl: 

  • OM: Einfach nur Om mit jedem Atemzug wiederholen
  • OM Nama Shivaya: Shiva ist im Yoga die Gottheit für die Meditation
  • OM Shri Durgayay Namaha: Durga ist die göttliche Mutter, die alle Sorgen vertreibt)

Tipp: Melde dich bei meinem Telegram-Kanal für die tägliche 5-Minuten Meditation an. Dort habe ich in der Woche vom 20.-26. September 2021 jeden Tag ein anderes Montra vorgestellt. Du kannst dir die Audios auch nachträglich noch anhören. So kannst du die Aussprache hören und gleich mitsingen.

Update im Februar 2022: Der Telegram-Kanal ist jetzt in einen Podcast übergegangen. Wenn du jeden Morgen eine Meditation hören willst, schau dort vorbei.

Mantra Übersicht nach Wochentagen

Jedem Wochentag wird eine indische Gottheit und somit auch ein eigenes Mantra zugeordnet. Hier die Wochenübersicht aus meinem Kanal.

Einfach Ausprobieren

Ich ermutige alle Teilnehmenden in meinen Kursen und Workshops immer wieder dazu viel Auszuprobieren. Natürlich kann ich viele Vorschläge machen, aber du musst selbst ausprobieren und erfahren, ob eine spezielle Praxis oder Technik zu dir (jetzt in dieser Lebensphase) passt. Gerade beim Mantra Singen gibt es viele Unsicherheiten. Kann ich singen? Ist das etwas für mich? Kann ich auch Mantra singen ohne religiös zu sein? Ist das eine Sekte (Stichwort Hare Krishna – Ein wunderschönes Mantra)? Probiere es aus und mach deine eigene Erfahrung. 

Ich wünsche mir, dass mein Artikel dir einen kleinen Schubs gibt, dich auf die magischen Klänge von Mantra Singen einzulassen. In unregelmäßigen Abständen lade ich zum Live Online Mantra Singen ein. Der nächste Termin steht noch nicht fest. Abonniere meinen Newsletter, damit du die neuen Termine gleich erfährst.

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