Veröffentlicht am 31. Juli 2021

1000 Minuten Experiment #3: Earthing

Frau auf dem Rücken im Gras liegend

Im Juli 2021 war nach 1000 Minuten Ashtanga und Lesen in den Vormonaten die Technik Earthing/Grounding an der Reihe. Ich hatte mir vorgenommen 1000 Minuten mit der Erde im direkten Kontakt zu sein. Warum ich dieses Projekt gestartet habe, kannst du in meinem Artikel Gewohnheiten entwickeln mit dem 1000 Minuten Experiment nachlesen. Der Monat Juli war etwas Besonderes, weil ich die zweite Hälfte davon erst im Urlaub und dann in einer Corona-bedingten Quarantäne in Italien war. Ich war also nicht in meiner gewohnten Umgebung und habe das Experiment außerhalb meiner eigentlichen Routinen fortgeführt. 

Was ist Earthing (Grounding) überhaupt?

Die Idee kommt aus den USA und es gibt keinen für mich schönen deutschen Begriff. Im Grundlagenbuch des Begründers Clint Ober ist es übersetzt mit “Heilendes Erden”. Da ich den Begriff etwas sperrig finde, bleibe ich beim englischen Earthing oder auch Grounding. Die Theorie besagt, dass der Mensch immer natürlicherweise im direkten Kontakt mit der Erdoberfläche war und dass das ein wichtiger Grundstein für die Balance von zahlreichen Körperfunktionen ist

Das Konzept geht davon aus, dass die Erdoberfläche negative Elektronen spendet, die über direkten Kontakt aufgenommen werden und sich positiv auf die elektrischen Vorgänge in den Körperzellen auswirken. Dies wird verhindert, wenn es eine Barriere zwischen unserem Körper und der Erde mit nicht-leitenden Materialien gibt. Holz oder Kunststoff leitet etwa keinen Strom und kappen somit die Verbindung. Leder als Material für Schuhe beispielsweise ist leitfähig und kann so die Verbindung erhalten. 

Durch die Erdung werden Elektronen ausgeglichen. Das soll beispielsweise chronische Entzündungen verhindern, den Blutdruck senken und die Schlafqualität steigern. Diese Verbindung mit der Erde besteht in der modernen Zivilisation immer weniger. Die Menschen schlafen nicht mehr direkt auf den Boden oder auf Fellen, arbeiten immer weniger in der freien Natur und tragen meist Schuhe mit Kunststoffsohlen und sind nur selten Barfuss unterwegs.

Elektrische Vorgänge im Körper sind essentiell. Mir wurde durch die Lektüre des Buches und der Beschäftigung mit dem Thema noch einmal bewusst, dass unter anderem unser Herzschlag und jede Muskelkontraktion des Körpers ein elektrischer Vorgang ist, bei dem Elektronen bewegt werden. Wir nutzen Elektrizität, um nach einem Herzinfarkt unser Herz wieder zum Schlagen zu bringen. 

Wie sieht die Praxis von Earthing aus?

Es ist ganz leicht: Einfach Barfuß auf einer Wiese, auf Steinen oder im Sand spazieren gehen. Es reicht auch Sitzen oder Liegen. Der Kontakt kann natürlich auch über alle andere Körperteile (Hände, Beine, Arme, Kopf) entstehen. Dabei gilt: Je länger, desto besser. Erste positive Wirkungen werden in den Beispielen bereits nach 20 Minuten beschrieben. Was auch geht: Tiere streicheln im Freien. Tiere sind draußen im direkten Kontakt mit der Erde und wenn Menschen sie mit der Hand berühren, passiert die Erdung durch das Tier hindurch. 

Für Menschen, denen es nicht möglich ist, draußen zu sein oder die sich längere Zeit erden wollen, gibt es spezielle Erdungsprodukte. Diese arbeiten ähnlich wie ein Blitzableiter. So werden zum Beispiel in Bettlaken leitende Materialien eingewebt. Für die Erdung selbst wird das Produkt mit einer Steckdose verbunden und stellt so die Erdung her. Alle Steckdosen in Deutschland müssen geerdet sein. Alternativ kann auch ein Erdungsstab verbunden mit dem Produkt über ein Fenster nach draußen geführt werden. Das klingt für mich zugegebenermaßen etwas seltsam. Allerdings ist das Prinzip elektrotechnisch nachvollziehbar und schaden kann es nicht. Ganz sicher ist es auf jeden Fall jeden Tag 20 Minuten Barfuß draußen zu sein.

Was habe ich erwartet und wie war es wirklich

In der ersten Hälfte des Monats im regnerischen Berlin habe ich es fast gar nicht geschafft die Praxis durchzuführen. Wenn ich meine Aufzeichnungen sehe, wird mir klar, wie wetterabhängig diese Übung ist. Gerade, wenn man wie ich in einer Stadt wohnt und erst 4 Stockwerke nach unten gehen muss, um überhaupt der Erde nahe zu sein. In der zweiten Hälfte des Monats in Italien war es dann ganz einfach. 

1.-14. Juli 2021 in Berlin: 195 Minuten
15.-31. Juli 2021 in Italien: 1940 Minuten
Gesamt = 2135 Minuten

Dies ist allerdings den besonderen Umständen hier geschuldet und wird sich nicht in meinen Großstadt-Alltag übertragen lassen. Auch ist meine Einschätzung durch meine Corona-Infektion und das ungewollte Zurechtfinden in einer anderen Umgebung in einem anderen Land beeinflusst. So kann ich nicht wirklich sagen, ob ich besser schlafe, ich besser meditiere oder mich einfach unspezifisch besser fühle. Meine Erwartungen gemäß der 1000 Minuten Experimente kann ich wie folgt beschreiben: 

Fundierte Erfahrungen machen

Das Experiment hat mich eindeutig dazu gebracht, bewusst mehr raus zu gehen und mit der nackten Haut die Erde zu berühren. Etwas, dass ganz natürlich sein sollte und doch so ungewohnt ist. Selbst hier in Italien und auf dem Land tragen die meisten Menschen Sandalen und sind nicht im Kontakt mit der Erde. Ich bin bewusst ohne Schuhe hier herum gelaufen (obwohl es stachelig war auf dem vertrockneten Gras) und habe auch versucht bei den Mahlzeiten und bei meiner morgendlichen Meditation immer mit mindestens einem Zeh im Kontakt mit der Erde zu sein.

Lernen

Parallel zur Übung habe ich das Buch zum Thema Earthing gelesen. Und auch Studien recherchiert, weil ich doch sehr skeptisch war. Gerade weil ich sonst noch nie von dem Thema gehört hatte und ich mich nicht auf Einzelbeschreibungen verlassen möchte. Es gibt Forschung, aber leider keine großen Studien. Hier und Hier kannst du mehr dazu lesen (auf Englisch). Und ich habe viel über Elektrotechnik (!) gelernt. Auch spannend und ganz unerwartet.

Mehr Fokus im Alltag

Diesem Punkt kann ich auch keinen Haken geben. Einfach weil der Monat Juli 2021 einfach nur bedingt Alltag für mich war. Insofern kein Fokus im Alltag durch Earthing

Stolz auf mich sein, dass ich 1000 Minuten geschafft habe

Der Stolz hat sich in diesem Monat nicht wirklich eingestellt. Dafür war es hier auf dem Land und in der Wärme einfach zu einfach, die Übung durchzuführen. Ich bin neugierig, ob ich zurück in Berlin zumindest ein bisschen was von dem Drang die Erde zu berühren erhalten kann. 

Spaß haben

Spaß würde ich das nicht wirklich nennen. Eher ein bewusstes in Kontakt treten mit der Erde. Sich einfach bewusst machen, wie oft man doch Schuhe trägt. Selbst, wenn es warm ist und erst recht in der Stadt. 

Was bleibt vom 1000 Minuten Experiment Earthing

Ich schreibe diesen Artikel in Italien bei 30 Grad Sonnenschein, während es in Berlin regnerische 22 Grad hat. Ich bin motiviert mich noch einmal mehr in meiner gewohnten Umgebung mit der Thematik zu beschäftigen. Ich muss gestehen, dass ich darüber nachdenke mir ein Erdungsprodukt zu kaufen. Ich bin neugierig, ob es einen anderen, spürbaren Einfluss hat, wenn ich acht Stunden auf einem geerdeten Bettlaken schlafe. Die Kosten liegen nach erster kurzer Recherche zwischen 100-200 Euro. Nicht wenig, aber auch keine riesige Investition. 

Mir geht es gesundheitlich gut. Ich habe keine Schlafstörungen, keinen hohen Blutdruck, keine PMS, keine chronischen Schmerzen oder Krankheiten. Ich habe bei der Beschäftigung mit dem Thema an viele andere Menschen gedacht, denen Earthing vielleicht mehr helfen könnte als mir. Hier möchte ich auf jeden Fall Gespräche führen und diese einfache Idee und Technik ins Bewusstsein anderer bringen.

Was ist das nächste 1000 Minuten Experiment

Für den August 2021 habe ich mir vorgenommen 1000 Minuten Pranayama zu praktizieren. Pranayama ist der Begriff für Atemübungen im Yoga. Zu meiner Morgenroutine gehört jetzt schon die Kombination von Schnellatmung und Wechselatmung (Kapalabhati und Nadi Shodana). Aktuell bin ich sehr flexibel mit der Länge der beiden Übungen. Mal sind es jeweils nur 3-5 Minuten, mal insgesamt fast 30 Minuten. Ich wünsche mir, dass ich nach dem Experiment im August regelmäßig dieselbe Abfolge übe, so dass ich langfristig 30 Minuten jeden Morgen einbauen kann. Ich weiß, dass mir Pranayama sehr gut tut, aber es fällt bei Zeitmangel meist als erstes aus meinem Plan raus oder wird von mir verkürzt.  

Hast du vielleicht auch eine Idee, welche neue Gewohnheit du in dein Leben holen möchtest? Ich habe mir für den September vorgenommen endlich 1000 Minuten Kundalini Yoga zu praktizieren. Ich bin sehr glücklich mit meiner regelmäßigen Ashtanga Praxis, bin aber immer wieder neugierig hingezogen zu dem doch ganz anderen Ansatz von Kundalini Yogaübungen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf das intensive Atmen im August 🧡 

Hier der Link zu meinen anderen 1000 Minuten Experimenten

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