Veröffentlicht am 4. Juni 2021

1000 Minuten Experiment #1: Ashtanga Yoga

Frau in Boot Pose beim Ashtanga Yoga üben

Für den Mai 2021 hatte ich mir vorgenommen 1000 Minuten Ashtanga Yoga zu üben. Warum ich dieses Projekt gestartet habe, kannst du in meinem Artikel Gewohnheiten entwickeln mit dem 1000 Minuten Experiment nachlesen. Jetzt ist der erste Monat vorbei und ich möchte meine Erfahrungen mit dir teilen.

Was habe ich erwartet und wie war es wirklich

Mein Wunsch nach mehr Fokus und Regelmäßigkeit in meiner Yogapraxis hat sich erfüllt. Auch wenn ich nicht jeden Tag geübt habe, hatte ich das Gefühl, dass es mir sehr gut tut. Zu Beginn des 1000 Minuten Experiments hatte ich in meinem ersten Artikel fünf Erwartungen und Wünsche formuliert. 

Fundierte Erfahrungen machen
Ich habe meinen Körper noch einmal ganz anders kennenlernen dürfen. Ich dachte oft, dass ich eine Asana nicht ausführen kann und dann ging es doch. Oder länger als erwartet. Über meinen ersten Lift im Lotussitz (Tolasana) habe ich mich so sehr gefreut. Einfach weil ich ehrlich überrascht war, dass ich das kann. Wohoo!

Lernen 
Das habe ich auf jeden Fall. Ich habe durch die regelmäßige Praxis viel über die erste Abfolge (Primary Series) gelernt. Jeder kleine Hinweis der Unterrichtenden wurde dankbar von mir angenommen (auch wenn ich nicht alles umsetzen konnte).

Mehr Fokus im Alltag
Dadurch, dass ich nur nach Ashtanga Klassen Ausschau halten musste, war die Wahl einer Yogastunde viel einfacher und ich habe damit viel Zeit und Entscheidungsaufwand gespart.

Stolz auf mich sein, dass ich 1000 Minuten geschafft habe 
Es war sogar noch etwas knapp bis zum Ende. Ich dachte ja, dass ich am Anfang reinpowere und dann am Ende faul werde. Tatsächlich habe ich die Klassen gut und regelmäßig über den gesamten Zeitraum verteilt.

Spaß haben 
Definitiv. Zwar niemals kurz davor und in den ersten 10 Minuten. Aber dann kamm immer der Zeitpunkt, an dem ich mich darauf eingelassen habe, dass ich hier und jetzt Yoga übe. Und dann habe ich jede Klasse mit einem breiten Lächeln abschließen können. 

Was war anders als das tägliche Yoga üben vorher

Schon vor diesem 1000 Minuten Experiment war Yoga ein Teil meiner täglichen Routine. Den Tag mit ein paar Sonnengrüßen zu starten gehört an fast allen Tagen bei mir dazu. In den letzten Monaten habe ich dann meist noch eine kurze Klasse (30 Minuten) geübt und konnte so geistig einen Haken machen. Genau diese routinierte Herangehensweise hat dazu geführt, dass ich die Praxis als solche nicht mehr richtig geschätzt habe. Durch die Fokussierung auf einen Stil habe ich folgende drei Dinge über mich und meine Praxis lernen dürfen. 

⭐️ Weniger Suchen und Entscheiden = mehr Praxis

Ich nutze meine Mitgliedschaft bei Urban Sports Club seit der Corona-Pandemie mit den Online-Angeboten fast täglich. Das brachte viel Abwechslung in meinen Yoga- und Sportplan. Gleichzeitig musste (oder besser wollte) ich mich jeden Tag neu entscheiden, was ich denn heute mache. Sich immer wieder neu entscheiden zu müssen, führt nachweislich zu Stress. Dadurch, dass ich nur nach Ashtanga Yoga gesucht habe, konnte ich viel Zeit sparen, die sonst durch das Scrollen und Abwägen sonst verloren ging. Auch war meine Woche weiter im Voraus strukturiert, weil ich mich und meinen Terminplan an das Angebot von Ashtanga Klassen anpassen musste. 

⭐️ Längere Yogaklassen sind die bessere Wahl

Diese Erkenntnis hat mich wirklich überrascht. Klassische Yogastunden im Studio dauern meist 60, 75 oder 90 Minuten. In dem Stil, den ich gelernt, gelehrt und auch jahrelang praktiziert habe, dauert eine Klasse 90 Minuten, meist sogar noch länger, wenn Wert auf längere Entspannungsphasen und intensives Pranayama gelegt werden. Aber eine Abfolge zu kürzen, ist natürlich immer möglich. In den Online-Klassen gab es dann recht früh den Trend 60-Minuten Klassen anzubieten. Dann gab es besonders für frühen Morgen und direkt nach Feierabend auch 30 Minuten Klassen. Diese habe ich sehr gerne gemacht, weil es hierbei keine Ausrede gab nichts zu machen. Also lieber kurz, als gar nicht (oder nur 10 Minuten Sonnengruß).  

Eine 90 Minuten Klasse erschien mir auf einmal sehr lang. Eigentlich verwunderlich: Mit der Fahrt ins Studio war der Zeitaufwand vor Corona ja noch länger. Die geführten Ashtanga Klassen, an denen ich teilgenommen habe, waren meistens 75 Minuten lang. Und ich gebe zu, dass ich mehr als einmal auf die Uhr gesehen habe während der Klassen, weil ich dachte, dass es jetzt doch schon vorbei sein müsste. Ich durfte mich erst wieder daran gewöhnen, mich auf die längere Übungszeit einzustellen.

Erst im letzten Drittel des Monats habe ich es dann genießen können. Es ist eine ganz andere Erfahrung länger zu praktizieren. Nicht gleich nach dem Ankommen sich schon wieder Auszustimmen. Ich freue mich jetzt schon auf die erste längere Klasse im Studio. Gerade das Hinfahren, dort Umziehen, Ankommen. Ich hatte unterschätzt, wie sehr das Ankommen die erlebte Qualität der Yogastunde beeinflusst. 

⭐️ Widerstände überwinden macht glücklich

Ich möchte ehrlich sein: Nach den ersten zwei oder drei Klassen war meine Anfangsmotivation weg und ich hatte gefühlt fast nie Lust auf die Matte zu gehen. Spannenderweise hat das 1000 Minuten Experiment und die dazugehörige Liste auf meinem Schreibtisch es mir quasi unmöglich gemacht, eine Stunde ausfallen zu lassen oder zu verschieben. Ich wollte ja unbedingt diese 1000 Minuten schaffenUnd ich wurde belohnt. Auch wenn ich am Anfang der Stunde noch lustlos war, hat sich das meist schnell geändert. Besonders bei den strengen und schnellen Klassen ohne Zwischenpausen ist gar kein Raum da, sich woanders hinzu wünschen oder nicht richtig mit zu machen. So bin ich sanft aber bestimmt in den Ashtanga Flow geschubst worden

Was mir an Ashtanga besonders gefällt

Der immer gleiche Ablauf einer Sequenz

Ich kenne bereits aus der Sivananda-Tradition das Üben einer gleichbleibenden Sequenz von Übungen. Es hilft dabei, eigene Fortschritte leichter zu erkennen und auch die Abfolge auswendig zu lernen. Bei Ashtanga sind es mehr Übungen und ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, um die Abfolgen auswendig zu können.  

Keine Musik, keine Ablenkung

Gerade in Berliner Yogastudios wird viel Vinyasa oder Jivamukti Yoga unterrichtet und fast immer wird mit Musik praktiziert. Viele Menschen lieben es, ich empfinde das als sehr störend für meine Praxis. Insofern werden klassische, eher strenge Stile wie Ashtanga oder Iyengar wohl bis auf weiteres meine erste Wahl bleiben. Das reine Ansagen der Stellungen hilft mir, mich genau darauf zu konzentrieren. Ich fühle mich noch nicht bereit eine ungeführte Klasse (Mysore) zu besuchen, aber ich freue mich jetzt schon darauf. Ich liebe es in Stille zu praktizieren, mich auf meinen Atem zu konzentrieren und nur einfache Ansagen der Yogalehrerin zu hören. 

Anspruchsvoll aber nicht zu dynamisch

Ich übe schon seit fast 20 Jahren Yoga. Ich habe viele Stile probiert. Manche nur einmal, manche phasenweise. Meine Ausbildung und meine eigene tägliche Praxis liegt bei Hatha-Yoga mit statisch gehaltenen Asanas. Ich bin nach jahrelanger Praxis körperlich relativ flexibel und kenne viele Übungen. So konnte ich gut bei Ashtanga einsteigen. Die meisten der Klassen, die ich in dem Monat besucht habe, würde ich definitiv keinen Anfängern empfehlen (Anfängern würde ich davon abraten Yoga nur mit Online Klassen erlernen zu wollen. Der Besuch eines Yogastudios und das Üben mit einem Lehrenden ist gerade am Anfang sehr hilfreich). Ich habe die Herausforderung sehr genossen. Langeweile kam auf jeden Fall nicht auf. Gleichzeitig werden die vielen Stellungen immer auch gehalten (meist 5 Atemzüge). Somit konnte ich immer wieder kurz ankommen. Mir wurde warm, aber es war nicht so schweißtreibend, wie eine Vinyasa-Klasse, die mir häufig zu schnell sind.  

Was bleibt vom 1000 Minuten Experiment Ashtanga Yoga

Ich werde bei Ashtanga als Yoga-Stil bleiben. Zumindest vorerst. Die Überlegung im nächsten Monat 1000 Minuten einen anderen Stil zu üben, habe ich verworfen. Ich möchte weiter Fortschritte machen und für mich selbst ausprobieren und entdecken. Am eigenen Körper (und Geist) spüren, ob ich den Fokus halten kann oder ob bald wieder die Neugier kommt, etwas anderes zu machen. Ich bin gespannt, ob ich auch ohne meine 1000 Minuten Liste zum Mitschreiben und Abhaken dabei bleibe. 

Aktuell habe ich mir vorgenommen 3x pro Woche eine Ashtanga Klasse zu üben. Ich möchte mir die Muße der längeren Klassen gönnen und mich im Gegenzug nicht mehr von kurzen Klassen locken lassen. Ergänzend werde ich weiter meine kurze Sonnengruß-Sequenz zum Aufwachen üben. 

Wie lange ich das so machen werde, kann ich jetzt selbstverständlich noch nichts sagen. Auf jeden Fall so lange, bis ich auch im Studio wieder praktizieren kann. Ich erwarte noch einmal einen ganz neuen Schub, wenn ich unter den Augen einer erfahrenen Lehrerin praktiziere. Hier geschieht dann auch noch der Fortschritt für mich als Profi. Es sind ja meist ganz kleine Dinge in der Ausrichtung, die die Stellung noch einmal ganz anders erlebbar machen. Ich habe bereits recherchiert und in meiner näheren Umgebung befinden sich mindestens drei traditionelle Ashtanga Yoga Schulen (Hallo Yoga-Bubble Berlin). 

Was ist das nächste 1000 Minuten Experiment

Im Juni 2021 habe ich mir das Bücher lesen vorgenommen. Erst hatte ich geplant, mich im speziellen für Belletristik zu entscheiden. Aus dem Grund, weil ich meist nur Sachbücher lese. Ich hatte mir extra vor ein paar Wochen eine Auswahl von Büchern von meinen Nachbarn ausgeliehen. Letztlich habe ich mich aber doch „nur“ für 1000 Minuten Bücher lesen ohne weitere Einschränkung entschieden. Einfach weil ich auch merke, dass ich die vielen Sachbücher auch schon nicht schaffe.

Meine besondere Herausforderung im Juni 2021 wird sein, eine neue Routine für das (tägliche) Lesen zu finden. Yoga hatte ich vor meinem ersten 1000 Minuten Experiment auch schon täglich praktiziert. Für das regelmäßige Lesen muss ich mir erst einen Raum und eine Zeit schaffen. Abends fühle ich mich meist zu müde und erledige die restlichen Aufgaben des Tages. Vielleicht kann ich das Lesen in meinem Nachmittagstief unterbringen. Auch bin ich gespannt, ob es die täglichen 30 Minuten werden oder eher alle 2 Tage 60 Minuten (oder alle drei Tage 90 Minuten…)

Hast du vielleicht auch eine Idee, welche neue Gewohnheit du in dein Leben holen möchtest? Oder hast du einen Vorschlag, was ich im Juli machen kann? Ich bin ganz offen und werde das wohl erst kurz vor Monatsbeginn entscheiden. Jetzt wende ich mich erst einmal meinem Bücherstapel zu. Auf geht’s!

Hier der Link zu meinen anderen 1000 Minuten Experimenten

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